Friedenspädagogik
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Friedenspädagogik beschäftigt sich mit zentralen Fragen menschlichen Zusammenlebens. Der Fokus liegt auf dem Verstehen und Wissen um Mechanismen und Wirkungsweisen von Krieg, Frieden, Gewalt und Konflikt. Ziel ist es, Menschen zu einer konstruktiven und gewaltfreien Konfliktaustragung zu befähigen. Die UNESCO legt in ihrem „Manifest für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit“ zum „Internationalen Jahr für eine Kultur des Friedens 2000“ sechs Werte einer Friedenskultur fest, die auch für friedenspädagogische Konzepte relevant sind: Achtung vor der Würde des Menschen, gewaltfreie Konfliktbearbeitung, Solidarität, Zivilcourage und Dialogbereitschaft, nachhaltige Entwicklung sowie demokratische Beteiligung.* „In der Landschaft der Friedenspädagogik […] findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze, die sich letztlich aber alle einer Entwicklung hin zu einer friedlicheren gerechteren Welt verpflichtet fühlen.“**
Friedenspädagogik kommt an unterschiedlichen schulischen und außerschulischen Bildungs- und Lernorten, von Elementarpädagogik bis Erwachsenenbildung, als eigene pädagogische Bildungskonzepte und/oder Querschnittsthema vor. „Obwohl der Lernort Schule im Zentrum der Friedenspädagogik steht, wurde immer auch der außerschulische Bildungsbereich angesprochen. Neben einzelnen engagierten Lehrerinnen und Lehrern waren es vor allem Jugendverbände und Friedensorganisationen, die frühzeitig die Impulse der Friedenspädagogik bezüglich einer Erziehung zur Völkerverständigung oder zum Umgang mit individuellen und gesellschaftlichen Gewaltpotentialen aufgriffen. In den 1970er und 1980er Jahren zählten Jugendverbände folglich zu den wichtigsten Zielgruppen für friedenspädagogische Expertise; heute sind es vor allem Nichtregierungsorganisationen.“***
** Umbach, Susanne / Pinkert, Christoph (Hrsg.) (2022): Frieden üben – Brücken und Brüche im Denken und Handeln. Impulse aus der Friedenspädagogik. Frankfurt/M., S. 12
*** Jäger, Uli (2014): Friedenspädagogik und Konflikttransformation. Berlin, S. 5
Deutsche Stiftung Friedensforschunghttps://bundesstiftung-friedensforschung.de
Berghof Foundation. Unabhängige Nichtregierungsorganisation für Konfliktforschung, Friedensförderung und Friedenspädagogik (en)https://berghof-foundation.org
Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit e.V. Kultur des Friedens: Fundstellenhttps://www.unesco-berlin.de/seite/293163
Norddeutsches Netzwerk Friedenspädagogik
https://netzwerk-friedenspädagogik.de
Deutscher Bildungsserver: Friedenserziehung und Friedenspädagogik (letzte Aktualisierung 27.04.2023) https://www.bildungsserver.de/friedenserziehung-1519-de.html
Rechtliche Grundlagen
Konsolidierte Fassungen des Vertrags über die Europäische Union und des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (2016/C 202/01), Artikel 3, Absatz 1: „Ziel der Union ist es, den Frieden, ihre Werte und das Wohlergehen ihrer Völker zu fördern.“
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:12016ME/TXT&from=DE
Konsolidierte Fassungen des Vertrags über die Europäische Union und des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (2016/C 202/01), Artikel 21, Absatz 2c: „Die Union legt die gemeinsame Politik sowie Maßnahmen fest, führt diese durch und setzt sich für ein hohes Maß an Zusammenarbeit auf allen Gebieten der internationalen Beziehungen ein, um nach Maßgabe der Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen sowie der Prinzipien der Schlussakte von Helsinki und der Ziele der Charta von Paris, einschließlich derjenigen, die die Außengrenzen betreffen, den Frieden zu erhalten, Konflikte zu verhüten und die internationale Sicherheit zu stärken“
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:12016ME/TXT&from=DE
Grundgesetz Artikel 1, Absatz 2: „Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
https://www.gesetze-im-internet.de/gg/BJNR000010949.html
Politische Grundlagen
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen (10. Dezember 1948)https://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf
Empfehlungen über die Erziehung zu internationaler Verständigung und Zusammenarbeit und zum Weltfrieden sowie die Erziehung im Hinblick auf Menschenrechte und Grundfreiheiten. Verabschiedet von der 18. UNESCO-Generalkonferenz (19. November 1974)
https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-03/1974_Empfehlung_%C3%BCber_Erziehung_f%C3%BCr_internationale_Verst%C3%A4ndigung.pdf
Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit e.V. (2017): Kultur des Friedens – Ein Beitrag zum Bildungsauftrag der UNESCO: Building Peace in the Minds of Men and Women.
https://daten2.verwaltungsportal.de/dateien/seitengenerator/2017_02_15_kultur_des_friedens_-_web.pdf
Bundesregierung / Auswärtiges Amt (2017): Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern. Leitlinien der Bundesregierung. Berlin
https://www.auswaertiges-amt.de/blob/1213498/d98437ca3ba49c0ec6a461570f56211f/krisen-verhindern-data.pdf
Wissenschaftliche Grundlagen
Das Friedensgutachten. Gemeinsame Gutachten der deutschen Friedensforschungsinstitute (BICC / HSFK / IFSH / INEF)
https://friedensgutachten.de
Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF): Institutionen und Zentren der Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland
https://bundesstiftung-friedensforschung.de/forschungslandkarte
Frieters-Reermann, Norbert / Lang-Wojtasik, Gregor (Hrsg.) (2015): Friedenspädagogik und Gewaltfreiheit. Denkanstöße für eine differenzsensible Kommunikations- und Konfliktkultur. Opladen/Berlin/Toronto
https://www.pedocs.de/volltexte/2018/15841/pdf/Frieters-Reermann_Lang-Wojtasik_2015_Friedenspaedagogik.pdf
Frieters-Reermann, Norbert (2013): Eine permanente Aufgabe. Friedensbildung und Friedenspädagogik als zentraler Bestandteil ziviler Konfliktbearbeitung. In: Erwachsenenbildung. Vierteljahreszeitschrift für Theorie und Praxis, 4/2013, S. 163–166
https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/64255/ssoar-erwachsenenbildung-2013-4-frieters-reermann-Eine_permanente_Aufgabe_Friedensbildung_und.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-erwachsenenbildung-2013-4-frieters-reermann-Eine_permanente_Aufgabe_Friedensbildung_und.pdf
Gießmann, Hans J. / Rinke, Bernhard (Hrsg.) (2011): Handbuch Frieden. Wiesbaden
Grasse, Renate / Gruber, Bettina / Gugel, Günther (Hrsg.) (2008): Friedenspädagogik. Grundlagen, Praxisansätze, Perspektiven. Reinbek bei Hamburg
Grobbauer, Heidi (2011): Globales Lernen – Lernen über die Weltgesellschaft. In: Erziehung & Unterricht, 161, 7/8, S. 676-682
Jäger, Uli (2016): Bildungsarbeit und Friedenserziehung in Post-Konfliktgesellschaften
https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54765/bildungsarbeit-und-friedenserziehungn.pdf
Jäger, Uli (2010): Friedenspädagogik: Grundlagen, Herausforderungen und Chancen einer Erziehung zum Frieden. In: Friedens- und Konfliktforschung. Eine Einführung. Wiesbaden, S. 537-555
Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Erwachsenenbildung (KBE) (2013): Friedensbildung. Erwachsenenbildung: Vierteljahresschrift für Theorie und Praxis. Jahrgang 59, Heft 4
https://www.wbv.de/shop/detail/56c3f3dc7fbf38a9b0efa69f26e712d5
Peterlini, Hans Karl (2022): Plädoyer für „ein Lernen, das nicht im Reproduzieren des Vorgegebenen und schon Bekannten besteht, sondern sich auf die Suche macht“ – Interview. In: POLIS, 4/2022, S. 19-21
Umbach, Susanne / Pinkert, Christoph (Hrsg.) (2022): Frieden üben – Brücken und Brüche im Denken und Handeln. Impulse aus der Friedenspädagogik. Frankfurt/M.
Bezug zu politischer Bildung
Friedenspädagogik nimmt die jeweiligen ökonomischen, politischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten kritisch in den Blick. Die Sicherung und Entwicklung von Frieden, zunehmende (ökonomische) Globalisierung sowie wachsende internationale Verflechtungen und Abkommen (z.B. bezüglich Frieden, Abrüstung, Freihandel etc.) hängen von politischem Handeln und politischen Entscheidungen ab. Politische Bildung im Kontext von Friedenspädagogik trägt dazu bei, politische Strukturen, Maßnahmen, Herausforderungen und Akteur*innen sichtbar zu machen, die mit Krieg und Frieden zusammenhängen. Sie zeigt Dilemmata auf, die sich durch die Forderung nach einem „guten Leben für alle“ für nationale, internationale Politik und Friedenspolitik ergeben und regt zur Reflexion und Suche nach Handlungsalternativen an. Zugleich geht es immer auch um „Offenheit für das Unvorhersehbare, für das Unbestimmte, das Ungewisse, für das Andere. Demokratie und auch Frieden sind unbestimmte, uneindeutige Begriffe, die es schwer machen zu wissen, was Demokratie und Frieden ist. […] Friedenspädagogik steht gegenwärtig vor der Herausforderung, die Demokratisierung auf verschiedenen Ebenen voranzubringen bzw. sie wieder aufzunehmen und dabei die eigene gesellschaftliche Eingebundenheit zu reflektieren.“ *
* Stamer, Melanie (2022): Differenzen (in) der Demokratie – Friedenspädagogik á venir? In: Umbach, Susanne / Pinkert, Christoph (Hrsg.): Frieden üben – Brücken und Brüche im Denken und Handeln. Impulse aus der Friedenspädagogik. Frankfurt/M., S. 43-58, hier: S. 55-56
Bezug zu politischer Bildung
Wissenschaftliche Grundlagen
Borchardt, Ulrike / Dörfler-Dierken, Angelika / Spitzer, Hartwig (Hrsg.) (2014): Friedensbildung. Das Hamburger interdisziplinäre Modell. Göttingen
Buth, Wiebke / Hagen, Julia (2023): Opening the Black Box – Wie Menschenrechtsbildung und Friedensbildung voneinander lernen können. In: Journal for Human Rights / Zeitschrift für Menschenrechte. Vol. 17, Heft 1, S. 136 – 158
Rademacher, Helmolt / Wintersteiner, Werner (Hrsg.) (2016): Jahrbuch Demokratiepädagogik 4. Friedenspädagogik und Demokratiepädagogik. Schwalbach Ts. / Frankfurt am Main
Sander, Wolfgang (2014): Friedenserziehung. In: Sander, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch politische Bildung. Schwalbach/Ts., S. 383-391
Sander, Wolfgang / Scheunpflug, Annette (Hrsg.) (2011): Politische Bildung in der Weltgesellschaft. Herausforderungen, Positionen, Kontroversen. Perspektiven politischer Bildung. Bonn
Schude, Sabrina / Köhler, Nils (2015): Arbeit für den Frieden! Kriegsgräberstätten als Ausgangspunkt geschichtlichen und kulturellen Lernens. In: Karpa, Dietrich / Overwien, Bernd / Plessow, Oliver (Hrsg.): Außerschulische Lernorte in der politischen und historischen Bildung. Leverkusen/Opladen, S. 193-206)
Die Fachstelle politische Bildung informiert
Fachtagung der Fachstelle politische Bildung 2020: Videoimpulse zu „Bildung für nachhaltige Entwicklung, Globales Lernen, Global Citizenship Education – wo ist das Politische?“ (Session 8)
https://transfer-politische-bildung.de/transfer-aktuell/fachtagung-2020/session-8
Datenbankeintrag zu Bludau, Marie (2016): Globale Entwicklung als Lernbereich an Schulen? Kooperationen zwischen Lehrkräften und Nichtregierungsorganisationen. Opladen, Berlin, Toronto
https://transfer-politische-bildung.de/transfermaterial/datenbank/#/d149
Datenbankeintrag zu Weber-Blaser, Timo (2011): Entwicklungspolitische Bildung. Basiskonzepte und empirische Befunde. Schwalbach/Ts.
https://transfer-politische-bildung.de/transfermaterial/datenbank/#/d179